von Leonie Hirschmann und Susan T. Jackson
Ursprünglich auf Englisch veröffentlicht am 07. Februar 2023
Die jüngste Erhebung der Europäischen Kommission über Unternehmen und gemeinschaftliche Innovation zeigt, dass sich mehr als 50 % der mittelständischen Unternehmen in Europa als Innovatoren von Geschäftsprozessen und nur 40 % als Produktinnovatoren bezeichnen. Eine weltweite Unternehmensumfrage ergab, dass fast 7 von 10 Unternehmen Nachhaltigkeit als Hauptmotivator für ihre Vorstände angeben. Doch die Vorwürfe des Green- und Blue-Washing - wenn Unternehmen ihre ökologischen und sozialen Maßnahmen und Auswirkungen fälschlicherweise als positiv und weitreichender darstellen als in Wirklichkeit - scheinen täglich zu wachsen. Allein 42 % der grünen Behauptungen erwiesen sich als falsch oder irreführend. Wie können also Innovation und Nachhaltigkeit zusammenarbeiten?
Was ist nachhaltige Innovation?
Unabhängig davon, ob es sich um traditionelle oder nachhaltige Innovationen handelt, führen Unternehmen eine Vielzahl von Innovationsaktivitäten und -prozessen durch, um neue Ideen in Produkte, Dienstleistungen und Prozesse umzusetzen. Nachhaltige Innovationspraktiken gehen noch einen Schritt weiter, indem sie bereits in der Entwurfsphase positive ökologische und soziale Ziele einbeziehen und damit die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung einbeziehen, die im traditionellen Innovationsmanagement so oft außer Acht gelassen werden.
Etappen eines nachhaltigen Innovationsprozesses
Typische Innovationsprozesse umfassen mehrere Phasen, von der Ideenfindung über das Prototyping bis hin zur Erprobung und Produkteinführung. Wenn wir uns Innovationsrahmenkonzepte wie Design Thinking genauer ansehen, bieten diese Phasen großartige Möglichkeiten zur Entwicklung von Lösungen auf der Grundlage von Nachhaltigkeitsherausforderungen. Diese Lösungen erfordern jedoch die richtige Denkweise und Kapazität in allen Phasen - wir brauchen eine ganzheitliche Sichtweise darauf, wie sich bestimmte Faktoren gegenseitig beeinflussen und wo die tatsächlichen Bedürfnisse liegen.
Innovation von Geschäftsmodellen
Die Innovation des Geschäftsmodells Ihres Unternehmens, um es nachhaltiger zu gestalten, eröffnet Ihnen viele Möglichkeiten, darunter auch Wettbewerbsvorteile. Die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodellinnovationen erfordert ein durchdachtes Engagement. Das bedeutet, dass Sie die Arbeitsweise Ihres Unternehmens so verändern müssen, dass Sie die positiven Ergebnisse maximieren und die negativen minimieren. Darüber hinaus kann die Integration nachhaltiger Innovationen in Geschäftsmodelle dazu beitragen, Unternehmen vor politischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken zu schützen, z. B. durch Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen.
Innovationsmanagement
Verschiedene Strategien des Innovationsmanagements zielen darauf ab, Innovation und Nachhaltigkeit in Geschäftsmodelle zu integrieren. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft beispielsweise bedeutet, dass Unternehmen ihre Prozesse umgestalten, um neue Verbindungen zwischen Produktion, Verbrauch und Ressourcen herzustellen. Diese Neukonfiguration ist eine Umstellung von einem linearen "take-make-waste"-Modell auf ein zirkuläres Modell, das sich auf drei Faktoren konzentriert, die die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen und unser Leben führen, verändern: Abfall und Umweltverschmutzung vermeiden, Produkte und Materialien im Kreislauf halten und die Natur regenerieren. Die Kreislaufwirtschaft wird durch grüne Prozessinnovationen vorangetrieben, die sowohl zur Rentabilität beitragen als auch die negativen externen Effekte eines linearen Ansatzes verringern können. Die zirkuläre Transformation hilft bei der Schaffung neuer Infrastrukturen und bietet Alternativen in der Produktion, der Abfallentsorgung und im After-Sales-Bereich. Die soziale Unternehmensinnovation verfolgt ebenfalls einen ganzheitlichen Ansatz mit dem Schwerpunkt auf der Integration von sozialen Belangen und Unternehmen. Diese Integration ermöglicht transformative soziale Praktiken und Co-Creation-Prozesse, die gleichzeitig das Wohlergehen von Gesellschaft und Ökosystem fördern.
Vorwärtskommen mit nachhaltiger Innovation
Nachhaltigkeit und Innovation gehen in einem immer stärker werdenden regulatorischen Umfeld Hand in Hand. Darüber hinaus kann die Regulierung Innovation ermöglichen, zum Beispiel durch Regeln, die verschwenderische Praktiken einschränken. Mit dem Ziel, die Umweltverschwendung zu reduzieren, hat Deutschland im Januar dieses Jahres damit begonnen, neue Vorschriften für Speisen und Getränke zum Mitnehmen einzuführen, die vorschreiben, dass Restaurants und andere Unternehmen des Sektors wiederverwendbare Verpackungen anbieten müssen. Aufgrund dieser neuen Regelung werden Unternehmen und Restaurants, die bei der Verpackung von Speisen und Getränken zum Mitnehmen innovativ sind, besser dastehen als diejenigen, die nachlässig sind. Einige Lebensmittelanbieter haben bereits ein Pfandsystem für ihre Verpackungen eingeführt. In dem Bemühen, Abfall als Ressource zu nutzen und eine Kreislaufwirtschaft anzustreben, stimmte das EU-Parlament Anfang des Jahres für strengere Gesetze zur Ausfuhr von Abfall. Die Vorschriften zielen darauf ab, Kreislaufinnovationen zu fördern. Innovationsökosysteme, die sich derzeit auf Universitäten und andere Forschungseinrichtungen konzentrieren, würden von der Einbeziehung eines breiteren Spektrums von Partnern, einschließlich Unternehmen, profitieren. Diese Art der Zusammenarbeit könnte dazu beitragen, die Kommerzialisierung nachhaltiger Ideen zu unterstützen und die Gründung von Unternehmen zu fördern.
Mit einer nachhaltigen innovativen Denkweise und dem Blick über den Tellerrand hinaus bieten sich zahlreiche Möglichkeiten.
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